3. September 2022
Als Schigebiet ist die Sonnenterrasse mit den Orten Ladis, Fiss und Serfaus im Oberen Gericht vielen bekannt.
Doch bei der Dankwallfahrt der Pfarre, zu dem alle treuen Helfer eingeladen sind, war zunächst der "heilige Bezirk" in Serfaus das Ziel.
Auf 1400 m Seehöhe spürten wir eine kältere Temperatur, als wir es aus der Tallage gewohnt sind, sobald wir aus dem Bus ausgestiegen waren, um uns auf das Abenteuer "Serfauser U-Bahn", eine ca. 1280 m lange Luftkissenbahn, einzulassen. In wenigen Minuten erreichten wir den Kirchenbezirk.
Wir freuten uns sehr, dass Herr Pfarrer Willi Pfurtscheller die heilige Messe mit uns feierte. Auf dem liturgischen Kalender stand Papst Gregor der Große. In einer kurzen Ansprache lenkte der Herr Pfarrer unsere Gedanken auf die Größe des Herzens - die ist wichtiger als Körpergröße oder als überall der Erste und Beste zu sein. Schon Kinder haben diese Herzensgröße, sie ist uns von Gott geschenkt, wie auch alle anderen Gaben, über die wir verfügen.
Anschließend an die Messe erzählte und beschrieb Herr Pfarrer Willi Pfurtscheller die wichtigsten Merkmale dieser sehr alten Wallfahrtskirche - vor etwa 800 Jahren erschien nach einer Erzählung die Muttergottes zwei Waldarbeitern, als sie einen Baum fällen wollten: "Hack mi net! Hack mi net!", hörten die beiden, sodass sie von ihrem Vorhaben abließen. Die Gnadenstatue ist von seltener Art und stammt aus der romanischen Zeit. Die bekrönte Muttergottes, mit einer Frucht in der rechten Hand und mit der linken Hand das Kind stützend, bildet den Thron für das Jesuskind, das in der Mitte sitzt, mit der rechten Hand segnend und in der linken Hand das Kreuz haltend.
Auf den romanischen Bau weist die gerade Holzdecke hin - im Hochmittelalter erfolgte ein seitlicher Anbau und ebenso wurde die halbrunde Apsis im gotischen Stil mit dem markanten Gewölbe angebaut. Weiters sind noch mittelalterliche Fresken erhalten - diese wurden in der Mitte des 20. Jahrhunderts freigelegt, als man die Renovierung, die um das Jahr 1900 im neugotischen Stil erfolgte, zurückbaute.
Da die Wallfahrtskirche trotz der Erweiterung zu klein wurde, baute man um 1500 daneben eine neue Pfarrkirche, die Maria Himmelfahrt geweiht ist - ein gotischer Bau, der im Inneren im 18. Jahrhundert barockisiert wurde. Beeindruckend ist der Altar mit der Darstellung von Maria Himmelfahrt. Einer der beiden Seitenaltäre zeigt die Entschlafung Josefs. Dieser hatte Bedeutung durch eine Josefs-Bruderschaft. Auch auf einem Deckenbild ist Josef zu sehen, der etwas verzeichnet - vielleicht die Absicht des Pfarrers, der ebenfalls zu sehen ist und um 1760 die alte Wallfahrtskirche abtragen lassen wollte, um mit dem Baumaterial eine Sakristei für die Pfarrkirche zu errichten. Die Serfauser wehrten sich erfolgreich dagegen.
Was den Kirchenbezirk mit dem gepflegten Friedhof weiters prägt, ist der freistehende Glockenturm - ursprünglich ein römischer Wachtturm, wurde er zum Kirchturm erhöht und umgestaltet.
Sehr beeindruckend ist das Pfarrmuseum, das Schätze aus 800 Jahren beherbergt: u. a. Skulpturen, Votivbilder, Paramente, Urkunden und Bleiglasfenster. Dort erzählte uns Frau Sylvia Altthaler interessante Details zu verschiedenen Objekten. Und als Abschluss setzte Herr Pfarrer Willi Pfurtscheller das fünfhundert Jahre alte Uhrwerk in Gang, das im Eingangsbereich des Museums unsere technische Aufmerksamkeit erregte.
Nach dem kurzweiligen Vormittag freuten wir uns auf das Mittagessen im Praemontan, zu dem wir mit der U-Bahn zwei Stationen weiterfuhren. Mit einem großen Danke verabschiedeten wir uns von Herrn Pfarrer Willi Pfurtscheller.
Danach hofften wir, dass das Wetter hält, denn am Nachmittag war eine Ortsführung im kleinsten der drei Terrassenorte angesetzt: In Ladis mit seinen knapp 600 Einwohnern stehen noch an die 20 Gebäude mit rätoromanischem Charakter. Wir staunten über die Fresken, die von den Besitzern in früheren Jahrhunderten in Auftrag gegeben wurden und sowohl religiöse wie auch weltliche Szenen zeigen: Kreuzigung Christi, Evangelisten, Kampferlebnisse, Frau, die von ihrem Mann geschlagen wird und ihm gleichzeitig den Geldbeutel aus der Tasche zieht,... Herr Armin Klien wies uns auf die verschiedene Art der Restaurierung hin - während man vor einigen Jahrzehnten kräftiger erneuerte, legt man heute wieder Wert auf die ursprüngliche und gedämpftere Farbgebung wie sie beim Stockerhaus, dem ersten Haus, das wir betrachteten, zu erkennen ist. Im Rechelerhaus warfen wir einen Blick in die Rauchküche, in der heute wieder einmal wöchentlich im alten Ofen Brot gebacken wird, in den Keller mit der aktuellen Quiltausstellung und in die Stube. Die Häuser gehörten meist einer Großfamilie, wodurch sich ihre Größe erklären lässt. Bei unserem Spaziergang gelangten wir bis zum ältesten Haus, einem riesigen Anwesen, durch dessen Tor auch mit Fuhrwerken gefahren wurde. Wir blickten auf die Burg Laudegg und den Weiher und wanderten dann zum Seecafe. Von dort hatten wir noch schöne Ausblicke auf die Kirche und das älteste Gebäude, das wir vorher von vorne betrachtet hatten.