KBW Besinnungsnachmittag
- Martina Pfandl
- 22. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Nov.
November 2025

"Gott, hast du mich verlassen?"
Unter dieses Thema hatte KBW-Leiter Robert Pristach den heurigen Besinnungsnachmittag gestellt und als Referenten dafür Herrn Pfarrer Dr. Rainer Hangler gewinnen können. Mit vielen guten Erinnerungen an unseren früheren Herrn Pfarrer füllte sich der Raibasaal mit Zuhörern aus Bad Häring und Schwoich und von weiter her. Herr Pfarrer Stefan Schantl stellte sich zur Begrüßung ein und hieß den Vortragenden herzlich willkommen. Und dann lauschten wir gespannt und aufmerksam den Ausführungen: Krieg, Elend und Grausamkeiten in der Ukraine, in Syrien und im Heiligen Land beschäftigen unser Denken und da kommt unweigerlich die Frage auf, wie Gott das alles zulassen kann, warum er nicht eingreift. Das Gefühl der Verlassenheit kannte Jesus am Kreuz: "Mein Gott, warum hast du mich verlassen?" und auch der Beter von Psalm 88: "Über mich fuhr die Glut deines Zornes, deine Schrecken haben mich vernichtet!" Wie das Böse in die Welt kommt, erzählen der Anfang der Bibel und apokryphe Schriften - Gott erschafft alles gut, doch lässt er sowohl Engeln als auch Menschen die Freiheit der Entscheidung für oder gegen ihn: So wurde der oberste Engel Luzifer gestürzt und der Mensch aus dem Paradies vertrieben. Doch Gott verließ den Menschen nicht. Immer wieder ermöglichte er einen neuen Anfang, mit Noah zum Beispiel. Doch alle Sünden der Welt nahm Jesus am Kreuz auf sich, um alle an sich zu ziehen. Das Böse kann getilgt werden, aber es braucht immer den Menschen dazu, der um Vergebung bittet. Adam und Eva haben es nicht getan und das Paradies verloren. Ihre Schuld haftete auch an uns - durch die Taufe wurden wir neu geboren, wurden Glaube, Hoffnung und Liebe in unsere Herzen eingegossen. Wer glaubt, ist nie allein - wie Papst Benedikt XVI. sagte und wie wir im Lied singen.
Und der Glaube ist es, der uns fest mit Gott verbindet - es ist allerdings eine Beziehung, die gepflegt werden muss, so wie in einer Ehe die Partnerschaft gepflegt werden muss. Menschen wie Dietrich Bonhoeffer geben ein Zeugnis davon und sind uns Vorbild: "Von guten Mächten treu und still umgeben erwarten wir getrost, was kommen mag", so schrieb er im Wissen, dass er bald hingerichtet wird, bereit den "bitteren Kelch zu trinken". Denn sein Blick war auf die Ewigkeit gerichtet.
Unsere Beziehung zu Gott pflegen wir im Gebet:
sprechend beten (danken, loben, klagen,...)
betrachtend beten (eine Bibelstelle lesen und sich selbst darin finden)
still beten (vor dem Allerheiligsten sitzen oder knien und warten, was Gott mir sagen will)
affektiv beten (mit einem überwältigenden Gefühl von Gott angesprochen werden und ein Hochgefühl erleben, z. B. nach einer Beichte oder wenn man die Berufung zum Priester erkennt)
Dunkelheit im Gebet erleben (sich von Gott verlassen fühlen)
Die Dunkelheit mag wie eine große Prüfung wirken, aber sie will uns weiter und tiefer in die Beziehung mit Gott führen, eine Stufe höher, damit die Gebetspirale erneut beginnen kann, bis letztendlich auch die Gefühle ausgeschaltet sind, die uns ablenken, und wir in Gott sind.
Als Jesus am Kreuz starb, waren seine letzten Worte nicht die Verlassenheit, sondern: "Vergib ihnen, was sie tun!", "Es ist vollbracht!", "In deine Hände lege ich meinen Geist!" Und dann ist Jesus auferstanden - was auch uns verheißen ist. Der irdische Tod bedeutet das Ende von Qualen und Sorgen der Welt, aber unser Weg auf Erden ist auf ein Ziel ausgerichtet: auf das Leben in Gottes himmlischem Reich.
Mit der himmlischen Stadt Jerusalem beschreibt Johannes im Buch der Offenbarung unser Ziel und Hildegard von Bingen, die von Papst Benedikt XVI. zur Kirchenlehrerin erhoben wurde, beschreibt dieses Paradies, das den rechtschaffenen Menschen, den Büßern, den Bereuenden,... verheißen ist, mit unvorstellbarer Schönheit.
Den Abschluss des Besinnungsnachmittages bildete die heilige Messe, bei der Herr Kooperator Klaus Pirchmoser konzelebrierte. Herr Pfarrer Rainer Hangler wünschte uns ein gutes Hineingehen in den Christkönigssonntag und dann durch die Adventzeit zu auf die Geburt Christi, der in uns Heimat finden will. Mit einem Applaus bedankten wir uns für die wertvollen Ausführungen, die uns klar machten, welch große Verantwortung in uns selbst liegt, dass Gott auf unser Ja zu seinem Weg für uns wartet und uns auf das letzte Ziel zuführen will, das er selbst ist. Und unterwegs sind wir als große Gemeinschaft. Dem Frauentreff danken wir für Kaffee und Kuchen und das erste Apfelbrot.








































































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