1. und 2. November 2015
Allerheiligen ist ein sehr schönes Fest:
In der Woche vorher herrscht jedes Jahr reges Treiben auf dem Friedhof, wenn die Gräber geschmückt werden: wenn die Grabsteine gereinigt werden, wenn Erde gesiebt wird, wenn Latschen und andere Zweige als Umrandungen gesteckt werden und wenn zuletzt Kerzen, Sträucher- und Blumenarrangements zum Ausdruck bringen, wie nahe die Verstorbenen noch sind.
Die Festmesse am Allerheiligentag wird vom Kirchenchor musikalisch gestaltet und zur feierlichen Zelebration gehört dreimaliges Inzensieren mit Weihrauch: des Altares zur Eröffnung, des Evangeliars vor der Lesung der Frohbotschaft und der Gaben Brot und Wein bei der Eucharistiefeier. Wir gedenken aller Heiligen, die ihren Weg zu Gott bereits vollendet haben, die uns Vorbilder und Fürsprecher sind.
In seiner Ansprache erzählte Herr Pfarrer Rainer Hangler vom deutschen Friedhof in Rom, dem Campo Santo Teutonico, dessen Ursprung auf die Zeit von Kaiser Karl d. Großen zurückgeht. In unmittelbarer Nähe zum heiligen Petrus, der die Botschaft Jesu gelebt und verkündet hat, hatten Menschen ihre Heimat gefunden: im Glauben an die Auferstehung und Vollendung bei Gott, die alle Leiden der Welt aufwiegt. Während Kaiser Nero und später das Römische Reich untergegangen sind, lebt der christliche Glaube mit seinem Trost und seiner Hoffnung weiter und bestimmt auch unser Leben. Sehr schön macht das Evangelium darauf aufmerksam, dass alle Bedrängten, alle Armen, alle Trauernden, alle Verfolgten - alle, die scheinbar wenig bedeuten, für Gott wichtig und nahe seinem Reich sind, sodass sich viele von uns angesprochen fühlen können. Wenn zur Allerheiligenzeit Trauergedanken aufkommen, so ist das berechtigt und wichtig, aber gleichzeitig fordert das Stehen an den Gräbern zum Mut und zum Vertrauen auf: bei Bedrängnissen fest im Glauben zu bleiben und Hoffnung aus dem Glauben an die ewige Heimat bei Gott zu schöpfen.
Im Anschluss an die Messe wurden die Namen der Verstorbenen des vergangenen Jahres verlesen, für jeden wurde eine Namenskerze entzündet und mit einem Gebetsruf seiner gedacht.
Danach erfolgte der Friedhofsgang mit Gräbersegnung. Begleitet von den musikalischen Klängen der KMK Bad Häring, mit Rosenkranzgesätzchen, Gebeten und Fürbitten zogen der Herr Pfarrer und die Ministranten durch den Friedhof, um alle Gräber zu segnen.
Viele Menschen standen an den Gräbern, bis die letzten Töne der Knappenmusikkapelle ausgeklungen hatten - vielleicht spürte man die Ruhe und Zuversicht, die von diesem Fest und seiner Liturgie ausgeht, und konnte sie mit auf den Heimweg nehmen.
Am Allerseelentag kamen viele Familien zur heiligen Messe, um sie für alle verstorbenen Verwandten mitzufeiern - mit dem Anliegen, dass die Läuterung sie Gott noch näher bringt. Die schwarzgoldene Messkleidung des Priesters und das dazupassende Kelchvelum stehen für die besondere Festlichkeit, die bei aller Trauer Hoffnung und Wiedersehensfreude wecken soll. Während der Messe brannten die Gedenkkerzen für die Verstorbenen des vergangenen Jahres - Herr Pfarrer Rainer Hangler bedankte sich bei Cilli Rabl für die liebevolle Gestaltung und lud die Familien ein, die Kerzen nach dem Gottesdienst mitzunehmen, um sie daheim weiterbrennen zu lassen oder sie auf das Grab zu stellen.
Wie am Allerheiligentag zog die Feiergemeinde nach der Messe zu den Gräbern hinaus, um für die Verstorbenen Fürbitte zu halten, während der Herr Pfarrer mit den Ministranten durch den Friedhof ging und die Gräber mit Weihrauch und Weihwasser segnete.
Comments